Dem fachmännischen Einsatz von Feuerwehr und Rettungsdienst haben viele Menschen in Bremen viel zu verdanken. Die gute Arbeit der Einsatzkräfte vor Ort hängt auch von einer wichtigen Aufgabe im Hintergrund ab - die der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle (FRLSt). Ihre Leistungsfähigkeit sichert die schnelle Alarmierung der verfügbaren, geeigneten und freien Einsatzmittel.
Jedes Jahr werden von der FRLSt mehr als 75.000 Einsätze des Lösch- und Hilfeleistungsdienstes sowie des Rettungsdienstes bearbeitet. Die FRLSt ist eine integrierte Leitstelle für Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz. Sie wird von der Stadtgemeinde Bremen unterhalten und von der Feuerwehr Bremen auf der Feuer- und Rettungswache 1, Am Wandrahm 24, 28195 Bremen, betrieben.
Die FRLSt ist rund um die Uhr mit fünf Disponenten sowie einem Schichtleiter besetzt. Von den fünf Disponenten nimmt ein Beamter die Funktion des Führungsassistenten für den Einsatzleitdienst auf dem Einsatzleitwagen war. In der FRLSt kommen Feuerwehrbeamte als Disponenten zum Einsatz, die über langjährige Praxiserfahrung im Lösch- und Hilfeleistungsdienst sowie im Rettungsdienst verfügen. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) stellt pro Schicht einen weiteren Disponenten. Von Montag bis Freitag wird die Besatzung der FRLSt durch je einen Mitarbeiter der Feuerwehr Bremen und des DRK im Tagesdienst bei der Notrufannahme und Einsatzbearbeitung unterstützt.
Ein modernes Funk- und Notrufabfragesystem der Firma FREQUENTIS, das im April 2007 in Betrieb genommen wurde, sorgt dafür, dass die Bürger über den Notruf 112 schnell die richtige Hilfe in allen Notfallsituationen erhalten. In Spitzenzeiten können die Notrufe an 8 Arbeitsplätzen (Einsatzleitplätze) gleichzeitig bearbeitet werden. Für besondere Einsatzlagen oder zur Verstärkung der Notrufabfrage bei Flächenlagen (Sturm, Starkregen, usw.) können weitere drei Arbeitsplätze in der Feuer- und Rettungswache 6 sofort in Betrieb genommen werden. An diesen drei Arbeitsplätzen wird ebenfalls ein Großteil der Ausbildung der Disponenten durchgeführt.
Die Führung der Einsatzfahrzeuge über Digitalfunk erfolgt ebenfalls über das FREQUENTIS-Kommunikationssystem, das mit dem Einsatzleitrechner vernetzt ist. Der Disponent hat die Möglichkeit, verschiedene Digitalfunk-Rufgruppen miteinander zu verbinden oder auch Telefongespräche auf eine Rufgruppe aufzuschalten. Die Kommunikation kann somit allen nur erdenklichen Einsatzsituationen angepasst werden.
Die Welt verändert sich. Mit zunehmender Komplexität wachsen die Aufgaben. Die Verbesserung der Informationsverarbeitung vervielfachte gleichzeitig die Menge an Informationen. Eine herkömmliche Verarbeitung der Informationen ohne Nutzung des Einsatzleitsystems ist kaum noch durchführbar. Das stellt hohe Anforderungen und verändert unseren Umgang in der Bewältigung der Sicherheitsaufgaben. Fehler müssen nahezu ausgeschlossen sein. Immer weniger Menschen müssen effizient komplexe Systeme beherrschen. Die Disponenten in der FRLSt müssen im Ereignisfall in kürzester Zeit Informationen verarbeiten, Entscheidungen treffen und unverzüglich und sicher reagieren. Auch das tägliche Geschäft im Rettungsdienst und im Krankentransport verlangt hohe Effizienz. Um diesen hohen Ansprüchen gerecht werden zu können, wurde in der FRLSt im Januar 2008 das Einsatzleitsystem CELIOS der Firma CKS in Betrieb genommen. Das Einsatzleitsystem CELIOS unterstützt den Disponenten beim Einleiten der richtigen Maßnahmen. Der Disponent kann sich auf die wesentlichen Prozesse konzentrieren, Fehlerquellen werden minimiert. Im Februar 2016 wurde die derzeit aktuellste Version des Systems in Betrieb genommen.
Das Einsatzleitsystem erfüllt im Wesentlichen folgende Aufgaben:
An die Hardware des Einsatzleitsystems werden hohe Ansprüche hinsichtlich der Ausfallsicherheit gestellt. Da hier normale PC-Komponenten zum Einsatz kommen, wird die Ausfallsicherheit zu großen Teilen über redundante Auslegung wichtiger Komponenten sichergestellt. Zur Hardware gehören auch die Schnittstellen zu den Kommunikationseinrichtungen, wie den Alarmgebern für die Auslösung von digitalen Meldeempfängern, den drahtgebundener Alarmierungseinrichtungen, wie etwa dem Wachalarm auf den Feuerwachen und dem Digitalfunk.
Herzstück des Einsatzleitsystems ist eine Datenbank, in der die Stammdaten abgelegt sind. In dieser Datenbank werden auch die durchgeführten Einsätze und deren Dokumentation archiviert.
Bei der Einsatzbearbeitung wird der Disponent über eine spezielle Anwendungssoftware über die komplette Zeit der Einsatzbearbeitung unterstützt. Dies beginnt bei der Einsatzerfassung, geht weiter über Disposition, Alarmierung und Dokumentation und endet schließlich bei der Recherche und Auswertung.
Um weitere Informationen des täglichen Geschäfts zu ver- und bearbeiten, sowie einfach „im Auge zu haben“, wird ein einfacher PC mit Internetzugang verwendet. Auf diesem sind über verschiedene Anwenderprogramme z.B. Personalübersichten, Hilfsprogramme zur Telefonreanimation, Informationen zu Gefahrstoffen und –Gütern sowie über das Kraftfahrtbundesamt Rettungskarten für Kraftfahrzeug anzeig- und/oder abrufbar.
Seit dem 3. April 2017 kommt in der FRLSt der webbasierte Interdisziplinäre Versorgungsnachweis IVENA eHealth zum Einsatz. Eine Anwendung, mit der sich die Träger der präklinischen und klinischen Patientenversorgung in Echtzeit über die aktuelle Behandlungs- und Versorgungsmöglichkeiten der Kliniken informieren können.
IVENA eHealth ermöglicht eine überregionale Zusammenarbeit zwischen den Kliniken und den Leitstellen für den Rettungsdienst und bietet eine umfassende und detaillierte Ressourcenübersicht. Sie erlaubt einen schnellen Austausch zwischen den Kliniken, den Leitstellen für den Rettungsdienst, den Gesundheitsbehörden.
Für die effiziente und patientenorientierte Versorgung werden die für die Diagnose und die Behandlungsdringlichkeit relevanten Behandlungsmöglichkeiten in Echtzeit angezeigt. Zur möglichst effektiven Nutzung vorhandener Ressourcen werden außerdem die Patientenströme des Rettungsdienstes der letzten Stunden berücksichtigt. Dieser wertvolle Informationsvorsprung ermöglicht es, verletzte oder erkrankte Patienten rasch in ein geeignetes und aufnahmebereites Krankenhaus zu führen. Den Krankenhäusern werden Informationen über die Zuweisungen wie beispielsweise Eintreffzeit, Diagnose und Behandlungsdringlichkeit schon zum Zeitpunkt der Zuweisung durch den Rettungsdienst in standardisierter Form übermittelt.