Gemeinsam bilden die Freiwilligen Feuerwehren Bremen-Neustadt, -Lesumbrok, -Blumenthal und -Oberneuland die Facheinheit Verpflegung. Koordiniert wird die Sonderaufgabe von der FF Neustadt. Sie verfügt unter anderem über einen Gerätewagen Verpflegung, einen Logistik-Lkw, einen Kühlanhänger und einen Feldkochherd. Im Neustädter Feuerwehrhaus ist außerdem eine Großküche plus Kühlzelle integriert. Bei der FF Lesumbrok ist ein weitere GW-Verpflegung stationiert.
Hinter der Sonderaufgabe verbirgt sich vor allem die Verpflegung von Einsatzkräften – bei länger andauernden Einsatzlagen oder besonders extremen Wetterverhältnissen. Die Facheinheit Verpflegung rückt zudem bei überörtlichen Einsätzen von Fachbereitschaften mit aus und stellt somit eine wichtige Komponente für die autarke Einsatzbereitschaft.
Mitten in der Nacht geht bei Matthias Schulz das Telefon. Schulz ist Fachberater Verpflegung und Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Bremen-Neustadt. In diesem Fall ist er in seiner Sonderfunktion alarmiert worden. Er hält kurz telefonische Rücksprache mit der Leitstelle, dann wird dort die Schleife der Verpflegungseinheit der FF Neustadt ausgelöst. An einer Einsatzstelle im Stadtgebiet sind rund 80 Kräfte mit kalten und warmen Getränken zu versorgen. Für die Kamerad:innen vom Seesenthom keine besondere Herausforderung.
Wenn es mehr wird, können die Neustädter auf Kamerad:innen aus drei weiteren Freiwilligen Feuerwehren setzen: FF Lesumbrok, FF Blumenthal und FF Oberneuland. Gemeinsam stemmen sie diese Sonderaufgabe.
Solch ein Einsatz fällt in die Stufe 1. Insgesamt vier Stufen werden in dem Konzept beschrieben – mit Kräfteansatz, Einsatzmitteln, Durchhaltefähigkeit und Vorlaufzeit. Letztere wird hier noch mit einer Stunde ausgewiesen. "Das haben wir längst optimiert", erzählt Jörg Sager, stellvertretender Fachberater Verpflegung und Küchenchef der FF Neustadt. "Unsere Ausrückzeit beträgt zwischen 30 und maximal 60 Minuten. Wobei das natürlich davon abhängig ist, ob bereits zahlreiche Kräfte unserer Wehr in anderen Funktionen in dem Einsatz gebunden sind."
"Grundsätzlich sind wir in dem Bereich Einsatzvorbereitung schneller und besser geworden“, bestätigt auch Schulz. "Dennoch brauchen wir einen gewissen Vorlauf. Wir müssen uns vor dem Ausrücken so weit präparieren, dass wir wenige Minuten nach Eintreffen am Einsatzort etwas anbieten können." Eine typische Erfahrung in jedem Einsatz sei, dass die Kräfte vor Ort sobald sie den Gerätewagen Verpflegung erblicken, direkt nach Kaffee und Co. fragen.
Burger, Wraps und Klassiker
Was vor Ort auf der Speisekarte steht, das entscheidet die Einsatzleitung. Das fängt bei Kalt-/Warmgetränken und Snacks an, reicht bis zur „Vollpension“ bei länger andauernden Einsätzen. Schon lange ist es nicht mehr nur die Suppe angeboten wird. Häufig versuchen die Ehrenamtlichen, Variationen einzubringen. So hat es an Einsatzstellen wie beispielsweise den Deponiebränden oder in der Louis-Krages-Straße schon Wraps und Burger gegeben.
Im Prinzip kann die Verpflegungseinheit rund um die Uhr auf Lebensmittel zugreifen. "Brötchen holen wir auch schon mal nachts direkt frisch aus der Backstube", erzählt Sager. Für alle anderen Lebensmittel gibt es Kooperationen mit Großhändlern. Ein Grundbedarf wird zudem auf dem Gerätewagen Verpflegung mitgeführt. Aber sobald es länger dauert oder zusätzlich eingekauft werden muss, braucht die "Kochgruppe" Personal.
"Für den normalen Betrieb für sechs Stunden brauchen wir vier Personen", erklärt Sager. Und Schulz ergänzt: "Bei länger andauernden oder umfangreicheren Einsätzen müssen wir alle vier Wehren einbeziehen, um die Verpflegung aufrecht zu erhalten. Das hat sich in den letzten Jahren durchaus bewährt und zur intensiveren Zusammenarbeit tragen natürlich auch die Landeszeltlager der Jugendfeuerwehr Bremen am Werdersee bei." Alle vier Jahre – in 2023 wieder – verpflegen die Ehrenamtlichen komplett eigenständig die bis zu 700 Teilnehmenden und Helfenden. Und das gute Zeltlageressen ist mittlerweile eines der Markenzeichen dieser Veranstaltung.
Wichtig: Hygienemaßnahmen am Einsatzort
Zu den Hygienemaßnahmen, welche die Verpflegungstruppe durchführt, zählen unter anderem regelmäßige Flächendesinfektion, Absperrungen, Einsatz von Spuckschutz und das besagte Modul für die Handhygiene. Die im Verpflegungsbereich eingesetzten Kräfte müssen zunächst zu einer Unterweisung im Gesundheitsamt und dann alle zwei Jahre zu einer Hygieneunterweisung. Eine wichtige Rolle spielt auch die stationäre (Tief-)Kühlzelle am Standort der FF Neustadt. Sie dient nicht nur dazu, geringe Vorräte zu kühlen und die Kühlkette der beschafften Lebensmittel sicherzustellen. Hier bewahren Sager und seine Kamerad:innen von allen ausgegebenen Essen Rückstellmuster auf.
750 Mal Gulasch aus Einsatzküche
Das Material für die Einrichtung einer großen Verpflegungsstelle wird auf dem Lkw-Verpflegung der FF Neustadt mitgeführt. Aber das wichtigste Fahrzeug ist zweifelsohne der Gerätewagen Verpflegung, ein Iveco-Lkw mit kompletter Küche im Kofferaufbau. Hinter diesen können die Neustädter noch einen Feldkochherd anhängen. Die Kombination aus „Küchenwagen“ und „Feldküche“ ermöglicht es den Ehrenamtlichen, beispielweise mindestens 750 Portionen Gulasch mit Nudeln frisch zuzubereiten. Rund 1.000 Essen können sie in der Großküche am Seesenthom kochen.
Weitere Einsatzmittel sind ein Kühlanhänger sowie ein Feuerwehr-Anhänger bei der FF Neustadt, ein alter GW-Verpflegung bei der FF Lesumbrok sowie die Grundausstattung aus Behältern, Warmhalteboxen und Trinkwassersystem bei den Einheiten in Blumenthal, Lesumbrok und Oberneuland. Die FF Lesumbrok verfügt über zwei mobile Koch- und Bratmodule, auf die alle Verpflegungseinheiten kürzlich eingewiesen worden sind. Es gibt zwar bei den Wehren noch alte Feldkochherde, diese werden jedoch nicht mehr als Einsatzmittel geführt und somit auch nicht mehr ersetzt.
Besonders gefordert wären die Kamerad:innen aus allen vier FF bei überörtlichen Einsätzen, wie sie in diesem Sommer durchaus hätten passieren können. Die eigenständige Verpflegung der Einsatzkräfte ist ein riesiges Plus einer Fachbereitschaft der Feuerwehr Bremen – wie 2013 bei Elbe-Hochwasser unter Beweis gestellt. "Ich habe meine Einkaufszettel für überörtliche Einsätze alle in der Schublade", erzählt Sager. "Wir können während der Fahrt ins Einsatzgebiet Lunchpakete anbieten und vor Ort unsere Einheiten bis zu 36 Stunden autark verpflegen, bis wir das erste Mal einkaufen müssten." Eine schlagkräftige Spezialeinheit.
In Kürze stellen wir auch die weiteren Gruppen der Verpflegungseinheiten vor.
Nachgefragt - bei den Fachberatern Verpflegung: Welche sind Eure Lieblingsessen aus der Feldküche?
Jörg Sager: "Das ist Schmorkohl mit lecker angebratenem Hackfleisch – und als Beilage Kartoffeln."
Matthias Schulz: "Ich freue mich ehrlich immer noch am meisten über Erbsensuppe oder Gulasch mit Nudeln."