Seit dem 24. Januar 2024 rückt der neue Gerätewagen Hygiene der Feuerwehr Bremen zu Einsatzstellen aus, wo Einsatzkräfte von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr bereits vor Ort ihre Persönliche Schutzausrüstung wechseln müssen. Das gehört zu den mittlerweile etablierten Maßnahmen der Einsatzstellenhygiene. Der Gerätewagen Hygiene ermöglicht entsprechend nicht nur einen Tausch von kontaminierter Einsatzkleidung sondern auch eine grobe Körperreinigung direkt am Einsatzort.
Bei dem Gerätewagen handelt es sich um einen 16-Tonnen-Lkw mit Kofferaufbau. Der Aufbau verfügt über drei Bereiche: einen Laderaum im Heck, in der Mitte ein Abschnitt für kontaminierte Einsatzkräfte zur Auskleidung und Grobreinigung sowie vorne einen sogenannten Weiß-Bereich für die Ausstattung mit frischer, sauberer Schutzausrüstung. Den mittleren und vorderen Abschnitt können die Einsatzkräfte über ausklappbare Treppen begehen und verlassen.
Mit dem Fahrzeug werden bis zu 80 Sätze persönliche Schutzausrüstung mitgeführt. Dazu gehören die Feuerwehrschutzanzüge, Handschuhe, Helmwechsel-Sets und Kleinmaterial. Im Heckbereich können Rollcontainer und Wäschewagen für kontaminierte Schutzkleidung über eine Ladebordwand eingeladen werden. Stationiert wird der Gerätewagen auf der Feuer- und Rettungswache 4 in der Neustadt, wo auch die Bekleidungskammer der Feuerwehr Bremen angesiedelt ist.
Mit dem Jahreswechsel 2020 auf 2021 begann die Feuerwehr Bremen damit, die Einsatzkräfte mit einer neuen, modernen Schutzbekleidung – inklusive neuer Handschuhe und Flammschutzhauben – auszustatten. Die dunkelblaue Persönliche Schutzausstattung hatte nach mehr als zwei Jahrzehnten ausgedient. Die neue sandfarbene Ausrüstung sollte die Angehörigen der Berufsfeuerwehr und die Mitglieder in den Freiwilligen Feuerwehren besser vor den Gefahren im Einsatzdienst, insbesondere vor den thermischen Gefahren bei der Brandbekämpfung und vor einer Kontaminationsverschleppung durch Schadstoffe im Brandrauch, schützen.
Innensenator Ulrich Mäurer: „Die Schutzkleidung der Einsatzkräfte muss nicht nur gegen Feuer, Hitze und Verletzungsgefahren schützen, sondern auch gegen krebserregende Schadstoffe, die über die Haut aufgenommen werden. Der Gesundheitsschutz ist dabei genauso wichtig wie der Arbeitsschutz. Für die neue Schutzbekleidung hat Bremen insgesamt rund drei Millionen Euro in die Hand genommen.” Hinter der Beschaffung von rund 3.000 neuen Feuerschutzanzügen (Jacke und Hose), 2.800 Paar Handschuhe und 1.700 Flammschutzhauben steckte nicht nur ein finanzieller Aufwand, sondern auch ein logistischer Kraftakt.
Der Einführung des neuen Feuerwehrschutzanzuges war außerdem ein komplexer und zeitintensiver Abstimmungsprozess und Beschaffungsvorgang vorausgegangen, der neben einer einjährigen Erprobungsphase auch ein europaweit durchzuführendes Ausschreibungsverfahren erforderte. Letztlich fiel die Wahl auf den Feuerwehrschutzanzuges vom Typ “V-Force-Max” des Herstellers LHD Group Deutschland GmbH.
Entscheidende Merkmale: Die neue Einsatzschutzkleidung ist sandfarben. Durch die helle Farbe ist eine bessere Sichtbarkeit gegeben. Verschmutzungen heben sich besser ab, sodass schneller klar wird, wann es Zeit ist für die nächste Reinigung. Die Kleidung heizt sich weniger auf, sie ist wasserabweisend und atmungsaktiv.
Mit Einführung der neuen Schutzkleidung wurde außerdem auf ein Poolvorhaltesystem umgestellt. Feuerwehrschutzanzug, -handschuhe und Flammschutzhaube sind den Einsatzkräften seitdem nicht mehr persönlich zugeordnet. Die verschmutzte Schutzausrüstung wird nun an der Einsatzstelle direkt ausgezogen und in sogenannte Polybeutel verpackt. So wird sie einer qualifizierten Reinigung zugeführt und anschließend gereinigt wieder in den Poolkreislauf integriert.
Wie funktioniert der Kleidungs-Tausch an der Einsatzstelle also genau? Der Einsatzleiter fordert hierfür den Gerätewagen Logistik PSA an, mit dem Wechsel-PSA an die Einsatzstelle herangeführt wird, an. Mit Eintreffen des Fahrzeuges an der Einsatzstelle sind die Voraussetzungen für einen Kleidungs-Tausch vor Ort geschaffen. In dem Gerätewagen und mit dem darauf mitgeführten Schnelleinsatzzelt besteht zudem die Möglichkeit, dass sich die Kräfte auch sicht- und witterungsgeschützt umziehen können.
Zu der komplexen PSA-Logistik gehört auch die Inventarisierung und Nachverfolgung der Schutzkleidung. Dafür haben die Kolleg:innen in Hose und jede Jacke computerlesbaren RFID-Chips eingebracht. Dadurch wurde die Schutzkleidung mit individuellen Artikelnummern inventarisiert und seither in ihrem kompletten Lebenszyklus begleitet. Die Standorte der Kleidungsstücke, die Wasch- und Prüfzyklen werden komplett erfasst.
Der bereits erwähnte Gerätewagen Logistik PSA wurde Anfang 2021 in den Dienst gestellt und ist seitdem durch eine Einsatzkraft der Feuer- und Rettungswache 4 in der 24-Stunden-Schicht ständig besetzt. Ein spezieller Gerätewagen Hygiene befindet sich in der Beschaffung.
Die Feuerwehr Bremen führte im Dezember 2022 neue Feuerwehrschutzhelme ein – zunächst für die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr und dann im April 2023 auch für die Freiwilligen Feuerwehrleute. Damit setzte die Feuerwehr einen weiteren wichtigen Baustein in ihrem neuen Schutzausstattungssystem um. Neben einigen wertvollen Eigenschaften des Helmmodells, spielte vor allem die Einsatzhygiene eine wesentliche Rolle bei der Wahl der neuen Kopfbedeckung: Innenleben und Schale können mit wenigen Handgriffen getrennt und gereinigt werden.
Bei den neuen Helmmodellen, welche nun nach fast 22 Jahren den Vorgänger ablösen, entschied sich die Feuerwehr für den "Heros Titan" und für die Einsatzführungsdienste für den "Heros H-30" von Rosenbauer. Eine umfangreiche Marktanalyse und mehrwöchige Trageversuche mit unterschiedlichen Helmmodellen dienten als Grundlage für die Entscheidung.
Merkmale der ausgewählten Modelle sind unter anderem sichtunterstützende Visiere, ein Gewicht von nur zirka 1,4 Kilogramm, stark verbesserte Warnwirkung und somit Sicherheit an Einsatzstellen durch auffällige Helmfarbgebung sowie Vorrichtungen für integrierbare Helmlampen. Das Innenleben und damit das gesamte Haltesystem des Helmes aus Kopfteil, Bebänderung-Kinnriemen-Einheit und Nackenschutz kann nach Verunreinigung einfach und werkzeuglos rausgenommen werden. So wird der im Einsatz kontaminierte Helm abgelegt und auseinandergebaut. Während das Haltesystem ebenso wie der Feuerwehrschutzanzug einer qualifizierten Reinigung zugeführt wird, reinigt die Einsatzkraft die Helmschale eigenverantwortlich.
Anschließend gilt es, ein sauberes Haltesystem wieder einzubauen. Dafür werden diese Ausrüstungsgegenstände in ausreichender Anzahl auf dem Gerätewagen Logistik PSA direkt zur Einsatzstelle mitgeführt beziehungsweise stehen an jeder Feuer- und Rettungswache zur Verfügung.
"Mir ist wichtig, dass, wie es auch bei der Feuerwehrschutzkleidung gelungen war, dass die Umstellung bei Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr in einem angemessenen Zeitraum erfolgt sind", betont Philipp Heßemer, Leiter der Feuerwehr.